Teppichboden reinigen und Flecken entfernen – das rät der Profi

Jusuf Radoncic, Meister und Inhaber der JURA Gebäudereinigung, gibt Profi-Tipps zum Reinigen textiler Beläge. Und erklärt, warum Backpulver auf Rotwein-Flecken keine gute Idee ist.

Teppichboden reinigen oder textiler Belag reinigen, welcher Begriff ist Ihnen lieber?

Jusuf Radoncic: Textiler Belag ist der fachlich korrekte Begriff. Im Gespräch mit Kunden greife ich aber lieber zu Teppichboden reinigen, da weiß jeder, was gemeint ist. Obwohl es da ja gewaltige Unterschiede gibt. Die Spanne reicht vom langflorigen Teppich aus Kunstfaser über den Kurzvelour- oder Schnittflor-Teppichbelag aus Wolle oder Seide bis hin zu Nadelvliesbelägen, die aufgrund ihrer geringen elektrostatischen Aufladung oft in EDV- und Büroräumen verlegt sind.

Wie sehen die Konzepte der JURA Gebäudereinigung zum Reinigen von Teppichböden aus?

Jusuf Radoncic: Grundsätzlich sind textile Beläge bei der Unterhaltsreinigung, der Zwischenreinigung und der Grundreinigung mit eingeschlossen. Die Unterhaltsreinigung umfasst vor allem das im Vergleich zum Vakuumsaugen effektivere Bürstsaugen. Die Fleckentfernung zählt auch zur Unterhaltsreinigung, allerdings immer im Vorfeld und in flächenmäßig begrenztem Umfang. Sind größere Flächen verschmutzt, greift eine Zwischenreinigung, entweder über die Sprühextraktion oder im Garnpad-Verfahren. Die Grundreinigung nehmen wir über die Oszillationsmaschine und anschließender Sprühextraktion oder die Einscheiben-Bürstwalzenmaschine vor. Für jeden Kunden und jede Art Teppichboden erstellen wir ein individuelles Reinigungskonzept, angepasst an die Bedingungen vor Ort.

Entfernen Sie  Flecken auch manuell?

Jusuf Radoncic: Ja, dann sprechen wir in der Gebäudereinigungsbranche von Detachur. Damit ist die punktuelle Entfernung gemeint, sowohl bei der Unterhalts- als auch der Zwischen- oder Grundreinigung. Wenn eindeutig klar ist, um was für einen Fleck auf welcher Art von Teppich es sich handelt, kann die Reinigungsfachkraft entscheiden, welches Detachiermittel dafür infrage kommt. Muss Spezialchemie angewandt werden, bleibt das erfahrenen Fachkräften vorbehalten. Zu schnell könnte ein dauerhafter Schaden entstehen. Dann ist nicht nur der Fleck weg, sondern auch die Farbe im Teppich.

Welchen Tipp geben Sie für die Fleckentfernung im Teppich Zuhause ?

Jusuf Radoncic: Wenn möglich, lassen Sie einen Profi ran. Ansonsten: Einen Fleck im Teppich bitte nie einfach verreiben, sondern immer von außen nach innen abtupfen. Und seien Sie vorsichtig, was bleichende oder womöglich saure Reinigungsmittel betrifft. Verschüttete Flüssigkeiten tupfen Sie bitte sofort mit Papiertüchern auf. Nicht reiben, sondern tupfen! Häufig hilft es, wenn Sie den Fleck dann mit einem saugfähigen Baumwolltuch getränkt in lauwarmen Wasser von außen nach innen behandeln. 

Bekommen Sie als Profi-Reiniger denn alle Flecken aus einem Teppich?

Jusuf Radoncic: Ältere, eingetrocknete Fruchtsäfte, Tee und Kaffee sind ein echtes Problem. Wir behandeln diese Flecken zwar vor der Zwischen- oder Grundreinigung, aber kein Gebäudereiniger wird eine Garantie geben, dass das vollständige Entfernen klappt. 

Was sagen Sie zu Backpulver und Salz bei Rotweinflecken?

Jusuf Radoncic: Das liest man immer wieder, funktioniert aber höchstens bei synthetischen Fasern. Und auch da besteht die Gefahr, dass die behandelten Stellen allmählich ihre Farbe verändern. Anders als bei Kleidung, die sie anschließend waschen, verbleiben beim Teppich immer Reste an der behandelten Stelle. Mit der Zeit wirken diese Reste an Salz oder Backpulver chemisch nach und sorgen für Farbveränderungen. Würden wir Profis so was machen, wäre das ein berechtigter Fall für eine Kundenreklamation.

Stühlereihe auf gereinigtem Teppichboden
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