Kritik: Öffentliche Hand hält Aufträge nicht ein

Die Branche der Gebäudereiniger kritisiert öffentliche Auftraggeber. Ihr Vorwurf: Die Corona-Pandemie werde als Vorwand benutzt, bestehende Verträge nicht länger einhalten zu müssen.

Altenstadt, 16.04.2020. Bundesweit 50.000 Entlassungen drohen im Gebäudereiniger-Handwerk bis Ende April diesen Jahres. Davor warnen der Bundesinnungsverband der Gebäudereiniger und die Gewerkschaft IG Bau. Weitere 150.000 Beschäftigte hätten mit Kurzarbeit zu rechnen. Öffentliche Auftraggeber sollen abgeschlossene Verträge einhalten, um möglichst viele der 650.000 Arbeitsstellen in der Gebäudereiniger-Branche zu erhalten, mahnt Ulrike Laux, Bundesvorstandsmitglied der IG Bau: „Etliche Behörden fahren ihre Büros leer und geben den Dienstleistern der Gebäudereinigung knallhart den Laufpass – und das trotz bestehender Verträge.“

Jusuf Radoncic, Geschäftsführer
Jusuf Radoncic, Geschäftsführer JURA Gebäudereinigung

Das bestätigt auch Jusuf Radoncic, Geschäftsführer der JURA Gebäudereinigung in Altenstadt. Seitdem Schulen, Kindergärten und Behörden ab Mitte März schließen mussten, brechen immer mehr bestehende Reinigungsaufträge weg, obwohl Intensivreinigungen und Desinfektionen anstünden. „Zum einen machen öffentliche Auftraggeber die Gebäude komplett dicht und stornieren bestehende Aufträge. Zum anderen spüren wir bereits, dass die Zahlungsmoral nachlässt und Zahlungsfristen nicht mehr eingehalten werden“, berichtet der Gebäudereinigungsmeister.

Für April rechnet er mit einem deutlich spürbaren Umsatzrückgang. „Bei 80 Prozent Lohnkostenanteil bleibt mir kaum Spielraum, die Kosten dann zu senken, ohne Personal zu reduzieren.“ Noch hofft er auf die Solidarität der öffentlichen Auftraggeber.

JURA Gebäudereinigung bislang noch ohne Kurzarbeit

Desinfektionsmittel, Maske und Einmal-Handschutz als Schutz vor CoronaFür die JURA Gebäudereinigung zahlt sich das breit gestreute Portfolio an Kunden jetzt aus. Produktions- und Lagerhallen, medizinische Einrichtungen, Büro- und Glasreinigung, Transportfahrzeuge und Home-Office – wo jetzt gearbeitet wird, sind Sauberkeit und Hygiene besonders wichtig. Während die professionelle Reinigung sonst eher im Hintergrund läuft, rückt sie bei vielen jetzt in den Vordergrund. Das Gebäudereiniger-Handwerk solle daher in allen Bundesländern zur kritischen Infrastruktur gezählt werden, fordert Johannes Bungart, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbands der Gebäudereiniger. Wenn es zu einem Kahlschlag beim Reinigungspersonal käme, wer sorgt dann in Krankenhäusern für Hygiene und desinfiziert Fahrzeuge und Flugzeuge?

Die IG Bau fordert, dass das Kurzarbeitergeld in der Reinigungsbranche auf bis zu 90 Prozent des Normalverdienstes erhöht werde. Vollzeit-Reinigungskräfte, die in systemrelevanten Einrichtungen für Sauberkeit und Hygiene sorgen, sollen einen Bonus von 300 Euro pro Krisen-Monat erhalten, geringfügig Beschäftigte mindestens 150 Euro. In der Branche arbeiten rund 500.000 Reinigungskräfte in Teilzeit.

Quellen: www.gebaeudereiniger.de; www.igbau.de; www.dts-nachrichtenagentur.de

Das könnte Sie auch interessieren: