Desinfektion oder Sanitation – was ist der Unterschied?
Jusuf Radoncic: Die Desinfektion töten wir Keime so ab, dass von den behandelten Oberflächen keine Gefahr mehr für die Gesundheit ausgeht. Die desinfizierende Reinigung muss 99,999 Prozent der vorhandenen Keime inaktivieren. Bei der Sanitation dagegen reduzieren wir durch herkömmliche Reinigungsverfahren mit Säuren oder Alkalien „lediglich“ eine nicht exakt vorhersehbare Anzahl von Keimen. Bei Sterilisationsverfahren müssen sogar 100 Prozent der Keime abgetötet werden, wie zum Beispiel beim sterilen Aufbereiten von OP-Instrumenten im Dampfautoklaven.

Welche Wirkstoffe setzt Ihre JURA Gebäudereinigung zur desinfizierenden Reinigung ein?
Jusuf Radoncic: Grundsätzlich unterscheiden wir die regelmäßige vorbeugende desinfizierende Reinigung von von der akuten Keimbekämpfung im Verdachtsfall oder beim gesicherten Vorliegen gesundheitsschädlicher Keime. Als Gebäudereiniger führen wir die vorbeugende Desinfektion in der Regel in sogenannten hygienesensiblen Bereichen von Kliniken, Pflegeheimen oder Arztpraxen durch. Zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen gehören bei uns Alkohole wie Propanol oder Isopropanol, Aldehyde wie Glutaraldehyd oder Glyoxal, Oxidationsmittel und oberflächenaktive Verbindungen wie kationische Tenside.

Zählen diese Mittel zu den Gefahrstoffen?
Jusuf Radoncic: Ja, und deshalb darf sie auch nicht Jedermann und Jedefrau anwenden. Wir schulen unser Personal dafür gezielt – wobei ausgebildete Gebäudereinigungsfachkräfte das bereits in ihrer Ausbildung sehr ausführlich lernen. Wichtig ist zum einen das Zusammenspiel von persönlicher Schutzausrüstung und Wirkstoff. Zum anderen, dass exakt nach Vorgabe gereinigt wird. Die zu desinfizierenden Oberflächen müssen trocken sein, überall ausreichend mit dem Wirkstoff benetzt werden und müssen dann von selbst trocknen. Erst nach Ablauf der Einwirkzeit können dann zum Beispiel glänzende Oberflächen nachpoliert werden.
Welchen Tipp geben Sie für die Desinfektion Zuhause ?
Jusuf Radoncic: Da empfehle ich nur die vorbeugende Desinfektion. Ansonsten rate ich dazu, das einem Profi zu überlassen. Bei der vorbeugenden Desinfektion zuhause ist es wichtig, die Oberfläche gleichmäßig zu benetzten, entweder mit einem Spray oder einem Lappen. Den Lappen sollten sie falten, jede Seite nur ein Mal benutzen und anschließend bei mindestens 60 Grad waschen. Und Sie sollten darauf achten, dass Ihr Reiniger die Oberflächen nicht angreift. Auf spröden, rauhen Oberflächen haften Keime viel leichter und finden auch viel mehr Platz wie auf glatten.
Gibt es typische Fehler bei der desinfizierenden Reinigung?
Jusuf Radoncic: Ja, die gibt es. Man sollte zum Beispiel nie Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel miteinander mischen. Dadurch könnte es zum sogenannten Seifenfehler kommen. Dabei heben sich anionische Tenside und kationische Tenside aus beiden Mitteln gegenseitig in ihrer Wirkung auf. Oder wer stark verschmutzte Oberflächen desinfiziert, riskiert den sogenannten Eiweißfehler. Dabei reagieren die Desinfektionsmittel mit dem Eiweißen im Schmutz statt mit dem Keim und die Desinfektion bleibt wirkungslos.

Wie lauten Ihre wichtigsten Tipps für eine desinfizierende Reinigung?
Jusuf Radoncic: Immer nur trockene Oberflächen desinfizieren, denn sonst verdünnt sich der Wirkstoff und kann nicht mehr ausreichend wirken. Dann die behandelten Oberflächen niemals trocken reiben, sondern die Mittel ausreichend lange einwirken lassen. Außerdem sollten Sie eine reine Sprühdesinfektion vermeiden, sondern besser die Scheuer-Wisch-Desinfektion anwenden. Beim Wischen und Scheuern erzielen Sie bessere Ergebnisse, weil das mechanische Bearbeiten zum Beispiel auch die Keime in Kontakt mit dem Wirkstoff bringt, die sich unter Schmutzpartikeln verstecken.
